Es gibt sie, diese Zufälle, die aus einer alltäglichen Situation einen poetischen Augenblick entstehen lassen. So geschehen Mitte Dezember, am Tag des grossen Schneefalls im Grossraum Zürich. Der Zug fuhr zwar mit Verspätung, aber doch zuverlässig nach Rapperswil. Mit dem Finger am Auslöser der Canon S95 war der Blick in die Landschaft bewusster und irgendwie intensiver. Entlang des Rebbergs faszinierte besonders die Absenz der Farben. Also knipste ich. Danach suchte ich den Text zum Bild. Herausgekommen sind zwei Gedankensplitter:
Nur ein Schatten
Flocken und Tropfen. Kälte und Nässe. Gräulich statt farbig. Ein Schattenmann steht neben dem Bahngleis. Warum spaziert er durch diese Tristesse? Ist er zum Vergnügen dort draussen? Oder ist das sein verfluchter Arbeitsweg? Der Zugwind schüttelt ihn erbarmungslos durch. Nur der Regenschirm bietet etwas Schutz. Der Schnee knirscht. Die Tropfen trommeln. Es ist Vorweihnachtszeit.
Es schneit und schneit und schneit. Die Erde zieht ihr Sonntagskleid an. Darunter versteckt sich alles: Strassen, Häuser, ganze Rebberge. Wie anders alles aussieht! Jetzt hinaus, den Moment geniessen, die Elemente spüren, den Schnee unter den Füssen, die Flocken im Gesicht. Ein Zug braust vorbei und erinnert für einen kurzen Augenblick an den Alltag.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen