Dienstag, 18. Januar 2011

Spektakulärer Perspektivenwechsel

Über einen Eishockeymatch kann man so oder so berichten. Die Mehrheit der interessierten Bevölkerung nahm das Spiel HC Davos gegen SC Bern wahrscheinlich so zur Kenntnis:
Der HC Davos prügelt den SCB 6:2 aus der Halle! Der blendend aufgelegte HCD sorgt noch vor Spielhälfte mit vier Toren innerhalb von 5:40 Minuten zum 5:1 für die Vorentscheidung; das 2:1 von Peter Guggisberg und das 3:1 von Petr Sykora, der bereits das 1:0 (9.) erzielt, fallen in der 24. Minute innerhalb von 12 Sekunden. – Blick
Fast 6'000 Zuschauer verfolgten das Spiel am Sonntag, 16. Januar 2011 in der Vaillant-Arena in Davos. Die Supporter des HCD verfielen ob der Dominanz des Heimteams teilweise in einen euphorischen Torjubel.

Aber nur 20 Zuschauer erlebten das Spiel wirklich mit. Sie hatten Sitzplätze direkt an der Bande, nur eine Plexiglasscheibe weg vom knallharten Geschehen. Hier geht die Übersicht verloren, die man von den oberen Rängen aus geniesst. Dafür gewinnt man an Intensität – und wie! Ein Puck, der via Bande gespielt wird, mutiert vom kleinen schwarzen Spielgerät zu einem bedrohlichen Geschoss. Ein Bodycheck an der Bande ist nicht mehr ein rein visuelles Ereignis, sondern ein sinnbetäubendes Erdbeben: die Plexiglasscheiben schwanken hin und her, die Spielerkörper prallen an die Bande, es tönt, wie wenn ein Sandsack aus dem Lastwagen gekippt wird, der Hockeystock peitscht ans Plexiglas, der Schreck fährt einem in die Glieder, die Orientierung geht völlig verloren. Sekunden später hat sich das Spielgeschehen schon weit weg verlagert und die Sicht ist wieder frei auf Sportler, die plötzlich an Gladiatoren erinnern.

Was ein Perspektivenwechsel alles bewirken kann...

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